Die Stadt aus einer neuen Perspektive sehen und Menschen kennenlernen, die nachhaltig etwas verändern? Ab März 2016 veranstalten Commit München und das Nord-Süd-Forum jeden ersten Freitag im Monat einen kostenfreien Stadtrundgang. Dabei sollen Teilnehmer in interaktiver Atmosphäre „Orte des Wandels“ in München besuchen. Klingt abstrakt? Aber spannend! Leonhard Martz von Commit München erklärt mehr!
Was ist das Besondere an eurem Stadtrundgang?
Das ist einfach: es ist der erste Stadtrundgang in München, der sich dieser Thematik verschreibt. Also den „Orten des Wandels“, wie wir sie nennen.
Unser Hauptanliegen ist es, diese Orte und deren Akteure, die zu einer sozial-ökologischen Transformation beitragen, sichtbar zu machen, in den Mittelpunkt zu rücken, versuchen SIE zur Normalität werden zu lassen.
Wir wollen mit dem Rundgang alternative Konzepte in den Diskurs bringen, Austausch zwischen den Akteuren fördern, Interesse an den Angeboten wecken und auf diese Weise einen kulturellen Wandel vorantreiben, welcher die Zukunftsfähigkeit unseres Gesellschaft stärkt.
An wen richtet er sich?
Der Stadtrundgang richtet sich an alle Menschen, da gibt es keine Ausnahmen (wobei bis jetzt aufgrund der Dauer und auch der Komplexität der Themen noch keine Kinder dabei waren).
Wir sind der Meinung, es ist wichtig für jede und jeden, sich mit ihrer/seiner direkten Umwelt – in diesem Fall der Stadt, auseinanderzusetzen. Alle können dabei etwas lernen – auch wir als Rundgangsleiter*innen nehmen jedes Mal etwas Neues mit. Neue Orte, Ideen, Lebensstile, Menschen und Möglichkeiten kennenzulernen ist das Ziel des Rundgangs.
Unter anderen wollen wir auch Schulklassen, Betriebe, Universitäten oder sonstige Gruppen ansprechen. Da auch die Möglichkeit besteht, den Stadtrundgang als Gruppenangebot zu buchen, bietet es sich auch an, das Angebot im Rahmen von Nachhaltigkeitsprojekten von Bildungseinrichtungen (Schulen etc.), als alternativen Betriebsausflug o.ä zu buchen.
Warum ist es ein „Positivrundgang“?
Wie wir heute aus der Psychologie wissen: Emotionen sind sehr wichtig, um zu lernen. Eine Verknüpfung zum Langzeitgedächtnis geht am besten, wenn auch Gefühle in den Lernprozess eingebunden sind.
Eine kritische Betrachtung der Welt, also die „Schattenseiten“ zu thematisieren, ist uns sehr wichtig und hat immer seine Berechtigung. Das tun wir, Commit München e.V. und das Nord Süd Forum München e.V., z.B. im Rahmen von Workshops an Schulen, Kampagnenarbeit usw.
Diese „Schattenseiten“ können aber auch schnell ein Gefühl von Ohnmacht, Passivität und „Ausgeliefertsein“ erzeugen oder verstärken.
Wir wollen den Blick im Rahmen des Stadtrundgangs deshalb eher auf die „hellen, erleuchteten Flecken“ richten und setzten auf eine verstärkt positive Herangehensweise. Das heißt nicht, dass wir uns im Rahmen des Rundgangs nicht mit den „Schattenseiten“ wie Lebensmittlelverschwendung, Investmentfonds von Großbanken in der Waffenindustrie, den katastrophalen Effekten des Klimawandels usw. beschäftigen, wir können nur auch sofort eine direkt erfahrbare „Positivalternative“ aufzeigen.
Das soll Mut machen um aktiv zu werden und selbst zu einem absolut notwendigen, gesellschaftlichen Wandel hin zu einer zukunftsfähigen Umwelt und Gesellschaft beizutragen.“ Handlungsfähigkeit und Verantwortung sind die Schlagwörter. Wir wollen zeigen, dass es den Zug schon gibt, auf den man aufspringen kann – wenn man nur will.
Wie stellst du dir die sozial-ökologische Transformation in München vor?
Wir wollen einerseits auf die Herausforderungen aufmerksam machen, die wie Klimawandel, Verteilungsungerechtigkeit etc. heute schon vorhanden sind, deren negative Folgen sich allerdings noch extrem verstärken werden, und andererseits Zusammenhänge zwischen individuellem Handeln und großen (menschengemachten) Strukturen in der Welt sichtbar machen können. Das ist der erste kleine Schritt der „Transformation“ – einer von vielen kleinen Impulsen, der Wissen zu bewusstem Handeln werden lässt.
Wandel passiert organisch und deshalb langsam, es ist eben keine zackige Revolution, vielmehr wollen wir einen kulturellen Wandel fördern. Dieser Wandel geht hin zu ökologischen und regionalen Wirtschaftsweisen, weniger Konsum, weniger Verbrauch und weg von einer Wegwerfmentalität im Allgemeinen hin zu verantwortungsbewusstem Umgang mit Ressourcen wie Rohstoffen, Zeit und Geld (z.B. bei welcher Bank liegt es denn eigentlich und was macht die damit?). Damit einher geht mehr materielle Unabhängigkeit, mehr Zeit für mehr Gemeinschaft, Verständnis, Zusammenhalt und einem glücklicheren Leben!
Alles mit dem Ziel, diesen Planeten auch nach den nächsten 100 Jahren weiterhin einen lebenswerten Ort mit einer intakten Umwelt und einer menschlichen Gesellschaft nennen zu dürfen. Um das zu erreichen, brauchen wir nachhaltigere Lebensstile, also einen soziokulturellen Wandel.
Um nochmal konkret auf München zu kommen. Wie wäre es denn mit einer autofreien Innenstadt, um guten Gewissens tief durchatmen zu können wenn man draußen unterwegs ist, ganz ohne Autolärm und (Park-)Platzverschwendung… Die baldige Schließung des Kohlekraftwerks im Münchner Norden, noch viel mehr urbane Obst- und Gemüsegärten, in denen gesunde Lebensmittel vor Ort produziert werden, eine Stadt voll mit Menschen, die sich dreimal überlegen, ob es wirklich notwendig ist, in ein Flugzeug oder Auto zu steigen und stattdessen gleich mit Bahn oder Fahrrad fahren, die keine Lebensmittel wegwerfen, die Dinge reparieren statt immer gleich neu zu kaufen, die miteinander kooperieren statt zu konkurrieren…
Darfst du eine Station des Stadtrundgangs, also einen „Ort des Wandels“, vorab verraten? Was passiert dort?
Ha, klar doch…es geht ja ums Verbreiten dieser „Orte des Wandels“, je mehr Leute die Orte kennen, aufsuchen und nutzen, desto besser!
Ich fange einfach mit dem Beginn des Rundgangs an, dem Eine Welt Haus in der Schwanthalerstraße 80. Von dort aus starten wir unsere Tour. Da wir die Thematik einbetten und es jedem ermöglichen wollen, ganz viel mitzunehmen, egal wie viel man sich vorher schon damit beschäftigt hat, fangen wir mit einer kleinen Session zur Einführung ein. Wir lernen die Gruppe kennen, mit denen wir die nächsten Stunden verbringen – es ist uns sehr wichtig, eine entspannte und persönliche Stimmung zu haben. Außerdem verschaffen wir uns einen Überblick zur Thematik – damit die Frage „Warum brauchen wir denn überhaupt einen Wandel?“ geklärt ist.
Außerdem stellen wir natürlich den Ort vor, an dem wir uns befinden .
Wir freuen uns auf jeden Fall darauf ganz viele Menschen an diese wunderbaren Orte führen zu dürfen und somit zu einem Wandel beitragen zu können.
ein lieber Gruss eines ex-Münchners aus dem „Schwäbischen Exil“ in Stuttgart:
ich freue mich sehr, über diesen Rundgang zu hören 😉
in Stuttgart habe ich in den letzten Jahren häufig einen gaanz ähnlichen Rundgang angeboten, der vor allem von Positivbeispielen berichtet. Organisiert wurde es zunächst über den Copino eV, den es leider nicht mehr gibt, ein mal auch über das Stuttgart Open Fair. Evtl. wird der Rundgang auch in Zukunft wieder über das Welthaus Stuttgart angeboten. Sollte es eine*n der Münchner Leser*innen von Grün&Gloria mal nach Stuttgart verschlagen, freut sich das Welthaus (www.welthaus-stuttgart.de) über Besucher*innen. Oder ihr kommt am 3./4.6. zum WeltSTATTmarkt des Stuttgart Open Fair (www.stuttgartopenfair.de)…